Mobile – UNESCO-Biosphärenreservat Bliesgau

Finde-Instrument und Sinnbild für nachhaltige Lebensformen

🡪 Methodik für IdeenLabore

Von Peter Michael Lupp, Kulturreferent Regionalverband Saarbrücken

Mobile mit Zetteln

Hintergrund

Die Erde als Lebensraum der Menschheit ist bedroht. Vor allem der Mensch selbst ist dabei, dass gerade für ihn überlebenswichtige System aus seinem ökologischen Gleichgewicht zu bringen und die ethischen Grundlagen, die für das Überleben der Gesellschaft notwendig sind, zu entwerten und damit zusätzlich zu einer Destabilisierung des Gesamtsystems beizutragen. Menschsein auf diesem Planeten scheint in den Wohlstandsstaaten der Gegenwart weitgehend Leistung, Konsum und Selbstoptimierung zu bedeuten. In der Unternehmenskultur geht es fast ausschließlich um Wachstum und Effizienz, diese dienen überwiegend dem Ziel der Profitabilität. In nur zwei Generationen ist der Mensch zur größten Naturgewalt geworden, der die Natur in nie gekannter Weise formt. [Wir leben im Zeitalter des Anthropozäns, einer geochronologischen Epoche, die so benannt wurde, weil der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist]. Triebfeder für Raubbau ist die Gier, die den Menschen trotz Überversorgung in ein Burn-out treibt. Das Mantra des unbegrenzten Wachstums hat sich längst in unseren Köpfen eingenistet. Die Menschheit verbraucht derzeit jedes Jahr etwa 74 Prozent mehr Ressourcen, als die Erde innerhalb dieses Zeitraums regenerieren und damit nachhaltig zur Verfügung stellen kann. In diesem Zusammenhang registriert der Living Planet Index der vergangenen Jahrzehnte einen Rückgang der biologischen Vielfalt um 68 Prozent. Im Durchschnitt hat sich die Anzahl der untersuchten Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische damit mehr als halbiert. Parallel dazu verlieren die ethischen Grundlagen einer völkerübergreifenden Verantwortung für eine ökologisch tragfähige Zukunft der Erde und die der nächsten Generationen an Bedeutung und verhindern somit ein friedvolles Miteinander in der Gegenwart. Weltweit sind Millionen von Menschen auf der Flucht, aus Angst vor Kriegen oder weil sie keine Perspektive auf ein sinnvolles Leben in ihrer Heimat haben. Ein sinnloser Krieg wütet aktuell an der Grenze Europas in der Ukraine.

Was ist passiert? Warum treibt uns immer wieder ein unermüdliches Trachten nach dem eigenen Vorteil an? Nach uns die Sintflut? Warum haben wir jene Zeremonien vergessen, die uns zu uns selbst zurückfinden lassen und uns befähigen, ein gutes, d.h. nachhaltiges und zufriedenes Leben zu gestalten? Das Leben in Dankbarkeit zu feiern und diese „conditio humana“ [d.h. die humanistische Lebensgrundlage] an die nächste Generation weiterzugeben? Die aktuelle Corona-Krise spiegelt ebenso dieses Szenarium.

Endzeitstimmung?

Hoffentlich nicht! Vielleicht ist es noch nicht zu spät, einen sukzessiven Kollaps der Erde durch den Raubbau mit den menschlichen und natürlichen Ressourcen dieses Planeten zu vermeiden. Obwohl dieses Szenarium uns offenbar in eine andere Richtung zwingen will, besteht ein Funke Hoffnung aus „Keimzellen“, die vernetzend zusammenwirken, um weiterzudenken und kraft ihrer Beseeltheit zum „guten Leben“ andere inspirieren und zu verwandeln vermögen. Dazu brauchen wir den Glauben an das globale Wir und vor allem ein Gefühl dafür, was Menschen spüren, wenn sie Mitgefühl entwickeln.

Es wird darauf ankommen, welche Maßstäbe wir in Zukunft an das Menschsein setzen. Um eine weltethische Grundierung zu definieren, wird es notwendig sein, neue Kommunikations- und Denkräume zu schaffen, in denen die Grundpfeiler von ethischem und verantwortlichem Handeln austariert und festgelegt werden. Eine zentrale Aufgabenstellung bei der Gestaltung des Fundaments dieser „Pfeiler“ wird die Wiedergewinnung einer kollektiven Geistigkeit bilden, die eine spirituelle Dimension nicht ausblendet, sondern im Reifeprozess ins Zentrum rückt. Es gibt keine Sinn-Dimension, die einem ökologischen und ethisch tragfähigen Bewusstsein mehr Spielräume ermöglichen könnte. Hermann Hesse bezeichnete diese Sinn-Dimension der Spiritualität als die „Einheit hinter den Gegensätzen“. Ohne sie wird das Tor hin zu einem zukunftsfähigen Zusammenspiel von „man and biosphere“ kaum zu öffnen sein. Diese Haltung mündet in den derzeitigen Wirtschaftssystemen bzw. -kreisläufen in der sogenannten „Gemeinwohl-Ökonomie“, die möglichst viel Nutzen – und zwar in jeder Hinsicht und für möglichst viele Menschen – generiert und auf ihm aufbaut. Auf Grundlage eines ethischen, sozialökologischen Wertekanons gilt sie als der zukunftsorientierte Veränderungshebel auf wirtschaftlicher, politischer, gesellschaftlicher und ökologischer Ebene.

Im Folgenden wird am Beispiel der Ziele und Visionen des UNESCO-Biosphärenreservates Bliesgau ein Modell und Experimentierfeld vorgestellt, das bereits seit über zehn Jahren als „Finde-Instrument“ in Koexistenz mit den tradierten Entwicklungsstrategien in diesem Lebensraum in kleineren Kontexten erprobt wird.

[Der Prozess nahm 2011 prozessorientiert seinen Verlauf. Die kontinuierliche Schärfung und Entwicklung des Projektes thematisiert immer wieder die Frage nach dem die starren, veränderungsresistenten Systeme auflösenden Element. Trotz aller Vorbehalte deuten bisherigen Erfahrungen, die mit der Methodik innerhalb von Gruppen, aber auch von Einzelpersonen gemacht wurden, darauf hin, dass sich Veränderungen durch die Übung mit dem Finde-Instrument Mobile Biosphärenreservat Bliesgau abzeichnen. Definitiv konnte damit das Bewusstsein und die ureigene Schöpferkraft aller Mitwirkenden aktiviert werden, um nachhaltigere Lebensformen zu generieren].

Der tiefere Sinn dieser Strategie liegt im Werden und nicht unbedingt im Erreichen der angestrebten Ziele. Dieses „Finde-Instrument“ ist – angepasst an die jeweiligen Spezifika der Lebensräume – auch ohne Weiteres für andere UNESCO-Biosphärenreservate anwendbar!

Auf der Suche nach dem Gleich­gewicht von Mensch, Kultur und Natur – UNESCO-Biosphärenreservate

Nach welchen ethischen und kulturellen Prinzipien wir Lebensraum zukunftsfähig gestalten wollen, umreißt im Kern den Forschungsauftrag, den die UNESCO den weltweiten Biosphärenreservaten zur regionalen Forschungsarbeit mit auf den Weg gibt. Diese Überlebensfragen sind lebendig mitten unter uns und gehen in der Gegenwart jeden Einzelnen von uns an! Im Kern geht es darum, Ökologie, nachhaltige Unternehmensformen, kulturelle Bildung für nachhaltige Entwicklung und angewandte Ethik – im Sinne der Urkraft einer spirituellen Geisteshaltung – in einen stabilisierenden und synergetischen Wirkungszusammenhang zu bringen.

Menschen lernen von Geburt an von Vorbildern. Die UNESCO beruft darum weltweit Lebensräume mit besonderen Ressourcen, um dort nachhaltige [Über]Lebensformen für Mensch und Natur beispielgebend zu erproben. Grundgedanken dazu wurden bereits in den Visionen der Agenda 2021 [1992 bei der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro] eingewoben. Mit der Agenda 2030 [25. September 2015 auf einem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen in New York] in Verbindung mit dem Pariser Klima-Abkommen [Dezember 2015] wurden diese Visionen fortgeführt. 193 Mitgliedsstaaten verabschiedeten 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs).

„Die Agenda 2030 steht für ein neues globales Wohlstandsverständnis, das über die verengte Betrachtung von Pro-Kopf-Einkommen hinausreicht. Es geht um eine Umgestaltung von Volkswirtschaften hin zu nachhaltiger Entwicklung, beispielsweise durch verantwortungsvolle Konsum- und Produktionsmuster und saubere und erschwingliche Energie. Es wird deutlich, dass Klimapolitik, nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung untrennbar miteinander verwoben sind…“

Es ist ein Versuch, die verschiedenen nationalen Gegebenheiten, Möglichkeiten und Ebenen der Entwicklung zu berücksichtigen und Handlungsoptionen zu eröffnen, die für alle Länder gleichermaßen gelten sollen. Die Essenz dieser Ziele soll in ausgewählten Gebieten auf regionaler Ebene beispielgebend wirksam werden. Die Anerkennung zum Biosphärenreservat ist daher eng mit einem bürgernahen Forschungsauftrag verbunden, wie sich ein überlebensnotwendiges Gleichgewicht für Mensch, Kultur und Natur dauerhaft bewirken lässt. Diese Vision sprichwörtlich mit anregenden und alltagstauglichen Beispielen im Zusammenspiel mit den jeweiligen Besonderheiten von ausgesuchten Lebensräumen auf diesem Planeten in Bewegung zu bringen, auszutarieren und selbige untereinander zu vernetzen, ist das Ziel der UNESCO-Biosphärenreservate.

Der Schlüssel dazu ist Wissensaustausch sowie kreatives Quer- und Weiterdenken, wie sich am Beispiel der spezifischen Themen des Biosphärenreservates Bliesgau nachhaltige und damit ethisch tragfähige, zukunftsfähige Lebens- bzw. Unternehmensformen generieren lassen. Die Hoffnung besteht darin, vom Experimentieren und Mehrwissen ins Handeln zu kommen. Dabei unterstützt die Suche nach dem Daseinsgrund, die Freude am Innehalten und dem Antworten finden wollen auf ethische und philosophische Fragen. Geistreichen Begleitern zu dieser „Wegkunst“ wie Sokrates, Pythagoras, Plato, Konfuzius, Rudolf Steiner oder Gottlieb Duttweiler einmal vorbehaltlos nachzuspüren und auf diese Weise etwas näher kennenzulernen, ist dabei äußerst spannend und inspirierend. Diese Vordenker unterstreichen, dass wir auf der Erde sind, um unsere Weiterentwicklung zu sichern und das Leben als Initiationsprozess anzusehen. Es ist wichtig, diese Leitvision als eine Gesetzmäßigkeit der „Weltenseele“ anzuerkennen und falls irgend möglich in unseren Alltag zu integrieren. Jeder ist für das Ganze mitverantwortlich und jeder muss bei sich selbst anfangen!

Wissensbausteine

  1. Was ist ein Biosphärenreservat?

    Der Begriff Biosphäre (griechisch, βίος bíos ‚Leben‘ und σφαίρα sphaira ‚Kugel‘) bezeichnet den Raum mit Leben eines Himmelskörpers (Quelle: wikipedia.org). Diese „Lebenskugel“ Erde ist ein einzigartiger Raum mit unterschiedlichsten Lebensräumen, Kulturen und Völkern der Menschheit sowie nichtmenschlichen Arten, die in einem vielfach synergetischen Zusammenhang stehen. BIOSPHÄREN (Lebensräume) RESERVATE (bewahren) bedeutet die Fülle und lebensspendenden Qualitäten auf unserer Erde – der Schöpfung – in der Gegenwart und für künftige Generationen zu schützen und zu bewahren sowie die dafür notwendige ethische Grundlage innerhalb der Kulturen und Völker dieses Planeten durch Bildung über kulturelle und nachhaltige Entwicklung zu gewährleisten.

    1970 rief die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization“, „Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur“) die Biosphärenreservate ins Leben. Sie sind ein wesentlicher Teil des Programms „Mensch und Biosphäre“ mit dem Ziel, durch beispielhafte Maßnahmen ein verträgliches und dauerhaftes Miteinander von Mensch und Natur zu entwickeln und zu erproben. Bis September 2020 sind auf unserer Erde 701 Biosphärenreservate in 127 Ländern entstanden. Die Biosphärenreservate schützen und bewahren die natürlichen Lebensräume von Mensch und Natur. Die weltumspannende Zielsetzung ist die Erneuerung der Weltengemeinschaft, die an der Stelle einer bedenkenlosen Naturbeherrschung durch den Menschen eine ethische Grundlage etabliert und ein ökologisch und ethisch tragfähiges Miteinander zwischen Menschen und gegenüber der Natur gewährleistet.

    Weltweit wurden Biosphärenreservate – Regionen mit bestimmten Merkmalen und Ressourcen – ausgewählt, in denen nachhaltiges Leben und Wirtschaften unter Realbedingungen erprobt und erforscht wird. BIOSPHÄREN (Lebensräume) RESERVATE (bewahren) gelten daher als „IdeenLabore“ für nachhaltige Entwicklung, die ihre Erkenntnisse regional und überregional beispielgebend verbreiten.

    Quelle: Leitbild von EUROPARC (Dachverband der Nationalparks, UNESCO-Biosphärenreservate und Nationalparks, Nationale Naturlandschaften, www.europarc-deutschland.de
  2. Welche besonderen Merkmale zeichnen das Biosphärenreservat Bliesgau aus?

    Als 15. Region in Deutschland wurde das Biosphärenreservat Bliesgau 2009 von der UNESCO in dieses weltweite Netzwerk der Biosphärenreservate aufgenommen. Die Region des Bliesgaus liegt mit einer Fläche von 36.152 ha im südöstlichen Saarland. An einer der Nahtstellen Europas begegnen sich hier die deutsche und französische Kultur. Dieser Lebensraum, unmittelbar an der Grenze zu Frankreich (Lothringen), gehört heute zur Großregion Saarland-Lothringen-Luxembourg (Saar-Lor-Lux). Zu den besonderen Merkmalen dieser alten Kulturlandschaft gehört ihre relativ städtische Prägung mit einer Bevölkerungsdichte über dem Bundesdurchschnitt. Städtische, ländliche und natürliche Räume, durchzogen vom Wasserlauf der Blies, stehen an der Schwelle zu einer fruchtbaren Wechselwirkung. Die jahrtausendelange Nutzung durch den Menschen hat hier ineinandergreifende Lebensräume entstehen lassen, die europaweit zu den artenreichsten zählen. Charakteristisch ist die Vielfalt der Landschaft mit einer Verzahnung verschiedener Groß- und Kleinstlebensräume. Auf den Muschelkalkböden des Bliesgaus kann man nahezu die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Orchideenarten bewundern. Die traditionelle, extensive Landwirtschaft ist hier heute noch deutlich an den kleinparzelligen, zum Teil heckengesäumten Äckern und Feldern zu erkennen. Die Landschaft ist geprägt durch die Kalk-Halbtrockenrasen, ausgedehnte, magere Flachlandmähwiesen, Buchenwälder auf Muschelkalk sowie auf Buntsandstein und die Auenlandschaft, insbesondere der Blies. Im Norden der markante Wechsel zum Buntsandstein mit städtischen Strukturen und großflächigen Buchenwäldern. Es gibt im Biosphärenreservat Bliesgau eine überdurchschnittliche Dichte an bedeutsamen Lebensraumtypen und -arten, was nicht zuletzt den wertvollen, ausgedehnten Streuobstwiesen – mit einem großen Bestand von Apfelbäumen – zu verdanken ist. Zu den Tierarten, die sich im Bliesgau wieder eine Heimat gesucht haben, gehören u.a. Störche und Biber.

Die ethische/ökologische Dimension: BEWUSSTHEIT

Die dargestellten spezifischen Ausprägungen bieten, in Interaktion mit den globalen Problemstellungen, eine Möglichkeit zu einer strategischen, lokalen Erforschung und modellhaften, nachhaltigen Weiterentwicklung des Lebensraumes Biosphärenreservat Bliesgau. Bevor sich bei Menschen (bzw. Unternehmen etc.) neben Wissen auch bewusstere Lebensgewohnheiten bzw. Unternehmensstrategien entwickeln können, ist es jedoch erforderlich, das eigene Verhalten im Alltag zu reflektieren, um auf den unterschiedlichsten Ebenen neue, nachhaltige Handlungsoptionen in den Aktionsradien zu entwickeln und zu etablieren. Eine Bewusstheit für diese Zusammenhänge, ein Wissen, Verstehen und Inspiriertsein, das schließlich auch ein entsprechendes Handeln bewirkt, vollzieht sich auf zwei Ebenen, die in einem engen Zusammenhang stehen:

  1. „Welch Geistes Kinde bin ich bzw. sind wir?“ Vor dem Hintergrund, dass Maßstäbe verschwinden, kommt der bewussten Erkenntnis um die individuelle, persönliche, ethische Gesinnung und wie sie im eigenen Lebenskontext bzw. gegenüber der Gesellschaft und zur Bewahrung unseres Lebensraumes zum Tragen kommt, eine zentrale Bedeutung zu. In der Erforschung und Klärung der Sinndimension als Basis einer angewandten Ethik im Alltag, liegt die eigentliche Chance der Menschheit und die Kraft, die überlebensnotwendige Transformation einzuleiten. In diesem Kontext auch spirituelle Erfahrungen und Erkenntnisse als Wegbereiter zu begreifen, die letztlich die Fülle der Schöpfung und den Sinn des menschlichen Lebensauftrages begreifbarer machen, bildet daher den Wesensgrund auf der Spur nachhaltiger Lebensformen. Eine Heranführung an diese Erfahrung geht einher mit der Wegsuche zur eigenen Innerlichkeit, erfordert zumeist das Erlernen des Innehaltens, der Versenkung und eine schrittweise Vertiefung der Sprache des Mitgefühls und der Erkenntnis. Dieser kontemplative Ansatz bedeutet jedoch nicht einen Rückzug aus der Welt, ganz im Gegenteil. Der Zugang zu einer geistigen Welt ist stets auch ein Weg zur Mitte und Freiheit. Die Annäherung an diese Grundsubstanz der „Wegkunst“ – entgegen aller Berührungsängste innerhalb des aktuellen gesellschaftlichen Zeitgeistes – bietet den Nährboden zur Entfaltung einer [überkonfessionellen] Spiritualität innerhalb unserer Gesellschaft. Dieser übergeordnete Forschungsauftrag bildet das wichtigste Handlungsfeld [vgl. 1. „Gebot“ Ethik]
  2. Das Wissen um den ganz persönlichen Ressourcenverbrauch, den sog. „ökologischen Fußabdruck“. Dieses konkret darstellbare bzw. visualisierbare Wissen inspiriert in hohem Maße ein Nach- und neues Denken. Einen Selbsttest bietet zum Beispiel die Internetseite www.fussabdruck.de. [Wichtig wäre es, einen solchen Selbsttest für den eigenen „ökologischen Fußabdruck“ für Private, öffentliche Institutionen und Unternehmen auch auf der Internetseite des Biosphärenreservates Bliesgau und den zugehörigen Städten und Gemeinden bzw. allen Kooperationspartnern zu installieren!]

Die Strategie – IdeenLabore für nachhaltige und geistig bzw. spirituelle Entwicklung

Die konkrete Anwendung des Finde-Instruments „Mobile – UNESCO Biosphärenreservat Bliesgau“ kann im Rahmen von Seminaren [IdeenLabore für nachhaltige Entwicklung] an den unterschiedlichsten Schnittstellen im Biosphärenreservat Bliesgau zum Tragen kommen. Dabei werden Menschen mit ihren alltäglichen Aufgabenstellungen und Projekten eingeladen, ihre schöpferischen Kräfte freizusetzen um mittels einer kreativen Methodik gemeinschaftliche Lösungen zu entwickeln, sowohl Menschsein wie Lebensraum zu harmonisieren und damit in ein bewegendes Gleichgewicht zu bringen. Zielgruppen sind Kommunen, Unternehmen, Bildungsträger, Vereine, Kulturinstitutionen, Privatpersonen etc. Ergebnisse aus der Laborarbeit an diesen Schnittstellen können in die regionalen Entwicklungsstrategien eingespeist und im Netzwerk der weltweiten Biosphärenreservate kommuniziert und ausgetauscht werden. In dieser kreativen Auseinandersetzung und Interaktion der spezifisch regionalen Themen bietet sich die Chance, die Zukunft unseres Planeten durch Impulse aus unserem Mikrokosmos verantwortungsvoll mitzugestalten und beispielgebend für andere Modellregionen auszuformen.

„Die zehn Gebote“ – Zehn Themen fokussieren im Biosphärenreservat Bliesgau Schwerpunkte in IdeenLaboren

Exemplarisch lassen sich zehn Themen bzw. Aktionsfelder aus den Besonderheiten des Biosphärenreservates Bliesgau ableiten. Alle sind auf spezifische Art und Weise für eine zukunftsfähige Entwicklung und damit zur Erhaltung des überlebensnotwendigen Gleichgewichts in unserem Lebensraum von großer Bedeutung.

Die Themen Ethik und Kultur (1+2) bilden die elementare Grundlage für die weitere Forschungsarbeit in den übrigen acht Aktionsfeldern. In einer kreativen Auseinandersetzung mit diesen „Zehn Geboten“ können in IdeenLaboren neue Anstöße gewonnen werden, die beinahe jede öffentliche, unternehmerische oder private Initiative im Biosphärenreservat Bliesgau in die Lage versetzt, den Auftrag der UNESCO-Biosphärenreservate auf breiter Ebene nachvollziehbar und verständlich zu machen und ihn vor allem im Alltag zu verlebendigen. Eine Breitenwirkung ergibt sich durch eine kontinuierliche Generierung immer neuer IdeenLabore zu den unterschiedlichsten Themen und Projekten, die durch professionelle Moderatoren betreut, sowie durch eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit begleitet und dann als „Forschungsergebnisse“ bürgernah vorgestellt werden.

Sinnbild und Methodik innerhalb der IdeenLabore: Das „Mobile Biosphärenreservat Bliesgau“

Die Kunst, in der Bewegung das Gleichgewicht zu halten

Das menschliche Dasein ist im Großen und Ganzen ein Subsystem der Biosphäre Erde. Menschsein bedeutet ein gesundes Gleichgewicht zwischen Körper und Geist in Harmonie mit unserem nährenden Lebensraum, den es zu bewahren gilt und in dem es dem Menschen möglich ist, sich zu entwickeln. Es geht um die Vereinigung der von der Natur auferlegten Bestimmungspole des menschlichen Lebens: Streben und Achten. Dies kann jedoch nur dann gelingen, wenn sich, wie in der Natur, die Kräfte in einem fruchtbaren und synergetischen Miteinander bewegen und immer wieder ausgleichen.

Für dieses System bietet sich ein wunderbares Bild: ein Mobile, das mit dem Wind in der Bewegung „tanzend sein Spiel macht“ und die Bewahrung unseres Lebensraumes an Hand von zehn essentiellen Themen der Gegenwart in ein bewegendes und erneuerndes Miteinander übersetzt. Maß + Mitte finden sich spielerisch. Das „Mobile Biosphärenreservat Bliesgau“ steht daher als Sinnbild für die Vision, dass Menschen ihre Lebensentwürfe, Ideen und Projekte in einem kreativen Zusammenspiel zur ethischen und ökologischen Stabilisierung ihres Lebens- und Entfaltungsraumes in Bewegung halten und austarieren. Die Themen und sich daraus ergebenden Handlungsfelder ändern sich dann naturgemäß mit den unterschiedlichen Ausformungen und Bedürfnissen der verschiedenen Kulturlandschaften auf diesem Planeten und bilden das Denkreservoir [Thinktank] auf der Suche, ökonomische Belange mit sozialen und ökologischen Interessen in Balance zu bringen.

Gleichfalls symbolisiert dieses Sinnbild die Methodik eines kreativen Finde-Instruments, mit denen sich in den IdeenLaboren Ideen, Konzepte, Modellprojekte oder Initiativen im Zusammenspiel mit den besonderen Merkmalen, Ressourcen und Spezifika des Biosphärenreservates Bliesgau generieren lassen.

Die „Zehn Gebote“

Der „Forschungsauftrag“ in den IdeenLaboren lautet, an einem konkreten Beispiel individuelle Ideen, Konzepte, Projekte oder Initiativen zu entwickeln, die zu einer beispielgebenden, nachhaltigeren Unternehmens- bzw. Lebensform führen. Dabei werden im „IdeenLabor“ zehn aktuelle Schwerpunktthemen bzw. Aktionsfelder des Biosphärenreservates Bliesgau beleuchtet, um mit Forschergeist, Phantasie und Feingefühl Bezüge zu den jeweiligen Ideen, Konzepten, Projekten oder Initiativen herzuleiten. Unwillkürlich werden Zusammenhänge deutlich, wie ein gutes Leben für jedermann, aber vor allem für die Verantwortlichen aussehen kann. Das „gute Leben“ ist seit der Antike das höchste Gut für den Einzelnen wie für die Gesellschaft. In diesem Kontext wird es zum sinnstiftenden, inspirierenden Gestaltungsmotor im Alltag. Was für das Überleben der Systeme des Erdenkreises gilt, gilt für Seele und Geist eines jeden Einzelnen von uns gleichermaßen. Nur ein bewegendes Fühlen zwischen den Polaritäten lässt uns ausgeglichen und stimmig sein und entsprechend handeln. Nur ein bewegendes Denken führt zu wirklich neuen Erkenntnissen. Übergeordnete und verbindende Handlungsfelder bzw. Themen bilden Gebote I+II.

  1. Angewandte Ethik
    Wir sind unserem Lebensraum zutiefst verbunden und stehen für eine werteorientierte und ethisch geprägte Lebensweise. Spiritualität als geistige Haltung und Lebenspraxis liefert den Schlüssel dazu, schafft einen Zugang zur geistigen Welt und bildet die Grundlage für verantwortungsvolles Handeln.

    Hier liegt der eigentliche „Schatz“ einer neuen Leitkultur innerhalb unserer Gesellschaft. Die persönliche Verantwortung im Sinne einer Nächstenliebe für Menschen untereinander, zur Natur und zur Schöpfung als Ganzes verlangt danach, aktiv den eigenen „Seelengrund“ zu schulen und stetig zu schärfen und liefert die größte Nährquelle menschlicher Zufriedenheit, besser „Infriedenheit“. Die Zeit ist überreif dafür geworden, Menschen zwischen den Polaritäten in jener Mitte zu versammeln, die sie dazu befähigt, ihre Bestimmung zu erkennen und Mitverantwortung zu übernehmen, auch über den eigenen Lebenshorizont hinaus. Dazu brauchen Menschen überkonfessionell einen Zugang zur religiösen Urerfahrung, der Transzendenz und Spiritualität. Inspiration, Trost, Gemeinsinn, Ritual und Gebet sind Wesensmerkmale unserer großen abendländischen Tradition, die durch die Konzentration auf Naturwissenschaften und Effizienz verloren geht. Die Wiedergewinnung einer stabilisierenden Ethik handelt von dem Weg des Menschen zu seinen Wurzeln, zur Erfüllung seiner Bestimmung. Nur wer sich auf diesen inneren Weg begibt, erspürt, was dem normalen, sozial kontrollierten Leben verborgen bleibt. Eine ernsthafte und durchdringende Beleuchtung dieses Themas kann Menschen überhaupt erst jene tiefe innere Einstellung und Überzeugung schenken, die als „Meta-Haltung“ automatisch auch eine nachhaltige Lebensform mit sich bringt. In der Herausformung und Bewusstseinswerdung einer spirituellen Haltung entsteht bei Menschen auch der Wunsch nach Verantwortung für Schöpfung und die Bereitschaft an der Mitwirkung, Lebensräume nachhaltig zu gestalten. Die Zeit ist reif geworden, eine darauf ausgerichtete ethische Disposition zum Ausgangspunkt und Sinnzentrum des inneren Weges einer regionalen und globalen Entwicklung zu machen. In diesem Kontext bildet das „Gebot Ethik“ im Zusammenspiel mit der Kultur ein elementares Forschungsfeld, dessen Ergebnisse in der Folge innerhalb aller Themen relevant werden!

    Ihre Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…
    🡪 … durchleuchtet alle Handlungsfelder nach ethischen Aspekten und Impulsen, die Ihr Vorhaben bereichern.
    🡪 … nutzt die Möglichkeit der meditativen Praxis, den Fragen auf den Grund zu gehen.
    🡪 … basiert auf einem Leitgedanken, den Sie vorab aus ethischer Sicht definieren und der im Laufe des Prozesses weiter verfeinert wird und Ihnen und anderen Orientierung gibt.
    🡪 … sucht bewusst auch nach einer Ausdrucksform der spirituellen Dimension (Rituale, Gebet, Meditation, Philosophie, Wanderungen, Bildbetrachtungen, Lesungen...), die ureigen mit Ihrem Inneren in Einklang steht und Sie mit der geistigen Welt verbindet. Dazu können auch spirituelle Lehrer/innen Ihrer Wahl hinzugezogen werden. (In der Meditation beginnt ein innerer Zustand in der Seele zu leben, in dem sich Gegensätze nach und nach aufheben.)
    🡪 … fördert den achtsamen und respektvollen Umgang mit Menschen und der Natur sowie den regionalen Ressourcen und findet in allen Handlungsfeldern grundlegende Beachtung.
    🡪 … sucht nach Möglichkeiten, eine „Werteleistung“ als Beitrag einer Sozialökonomie in die Gesellschaft zurückzugeben.

  2. Kultur
    Wir fördern inneren Zusammenhalt und kulturelle Identität und nutzen schöpferisches Querdenken und künstlerische Interventionen als Impulse für den Wandel.

    Die Kultur – die gemeinsamen Erfahrungen, Orientierungen und Überzeugungen – bildet den Zusammenhalt in einer Gesellschaft und basiert auf der ethischen Dimension. Sie stiftet Sinn und nährt sich aus dem Diskurs mit dem Schöpferischen. Sie verschafft der Öffentlichkeit die Gelegenheit, Sinnfragen nicht nur aus der rationalen oder akademischen Perspektive, sondern auch aus Sicht des Menschseins als schöpferisches, soziokulturelles Miteinander zu sehen. Bildende Kunst, Musik, Schauspiel, Literatur, Philosophie beflügeln diese wirkungsvollste „Agentur der Sinnstiftung“! Sie leisten einen bedeutenden Beitrag, eine ökologische Kommunikation zu entfachen und die entsprechenden „Denkbilder“ dazu zu liefern!

    Die Gebote I und II sind übergreifend. Sie bilden die Grundvoraussetzungen bzw. Bausteine der anderen Gebote und wirken in alle Handlungsfelder hinein.

    Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…
    🡪 … nimmt Bezug zur kulturellen Identität dieser Region.
    🡪 … beteiligt Beiträge, z. B. aus Kunst, Poetik, Literatur oder Philosophie zur Gestaltung des Prozesses bzw. zu seiner Verwirklichung.
    🡪 … liefert Beiträge zur kulturellen Bildung und zum inneren Zusammenhalt der Gesellschaft.
    🡪 … integriert erfahrene Prozessbegleiter aus künstlerischen Sparten und gestaltet mit der Sprache der Kunst Denkbilder zu nachhaltigen Lebensformen.

  3. Klimaschutz und Energie

    Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative
    🡪 … fördert den Einsatz regenerativer Energien.
    🡪 … arbeitet mit höchster Energieeffizienz.

  4. Bildung für nachhaltige Entwicklung

    Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…
    🡪 … fördert die Fähigkeit, Gelerntes zu reflektieren und im Alltag in nachhaltiges Denken und Handeln umzusetzen.

  5. Demografischer Wandel

    Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…
    🡪 … berücksichtigt die bereits vorhandenen Auswirkungen des demografischen Wandels und/oder greift diese sogar synergetisch auf.
    🡪 … ist geeignet, dem demografischen Wandel modellhaft entgegenzuwirken.

  6. Nachhaltiges Wirtschaften

    Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…
    🡪 … orientiert sich auch betriebswirtschaftlich an den Grundsätzen der Ökologie [sog. ökologische Ökonomie] und wirtschaftet mit der Natur und nicht gegen sie.
    🡪 … orientiert sich an den Kriterien der „Gemeinwohl-Ökonomie“, die eine Mitwirkung der Wirtschaft am Gemeinwohl in den Vordergrund stellt. Hierzu zählt auch ökologischen Nachhaltigkeit.

  7. Stadt-Land-Beziehung: Wir nutzen und schaffen Synergien zwischen unserem städtischen und unserem ländlichen Teil der Region.

    Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…
    🡪 … fördert den Austausch zwischen städtischen und ländlichen Gebieten der Region.
    🡪 … vernetzt Stadt und Land konzeptionell.
    🡪 … setzt gezielt auf die jeweiligen Stärken von Stadt und Land.

  8. Kulturlandschaft: Wir gestalten zukunftsfähigen Lebensraum respektvoll im Umgang mit unserem kulturellen und naturräumlichen Erbe.

    Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…
    🡪 … leistet einen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft durch deren wirtschaftliche Inwertsetzung.

  9. Biologische Vielfalt: Wir erhalten Natur und Landschaft und ihre Artenvielfalt auf Grund ihres eigenen Wertes und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen auf Dauer.

    Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…
    🡪 … ist grundsätzlich von einem achtsamen Umgang mit vorhandenen Ökosystemen geprägt.
    🡪 … fördert den Erhalt von bestehenden kulturlandschaftlichen Ökosystemen.

  10. Grenzüberschreitende Zusammenarbeit: Wir gewinnen Identität und Inspiration in dem Zusammenspiel mit unseren Nachbarn an einer Nahtstelle Europas.

    Ihr(e) Idee/Konzept/Projekt oder Initiative…
    🡪 … fördert grenzüberschreitendes Gedankengut und Wirtschaften.
    🡪 … fördert die Inwertsetzung der abwechslungsreichen Geschichte der Region.

IdeenLabor „Mobile Biosphärenreservat Bliesgau“ – Methodik

Der Forschungsauftrag im IdeenLabor „Mobile Biosphärenreservat Bliesgau“ folgt einer Methodik, deren Anwendung für die Findung von Ergebnissen, die wirklich verwandeln können, maßgeblich ist! Die elementaren Grundstoffe für den Forschungsauftrag und Experimente in den IdeenLaboren sind die vorgestellten zehn Handlungsfelder. Menschen werden dazu einladen, die Themen näher kennenzulernen, um für das eigene Unternehmen, Projekt oder Lebensumfeld ein „Mobile Biosphärenreservat Bliesgau“ als Leitbild für nachhaltige Lebens- bzw. Unternehmensformen zu entwickeln.

Die Methodik besteht darin, sich zunächst ohne Ressentiments auf die Gebote Ethik und Kultur einzulassen und dieses Thema zu vertiefen. Erst wenn in diesem einfühlsamen und sensiblen Prozess eine Bereitschaft zu innerem Wachstum und zu Veränderung spürbar wird und sich dies in einem Leitgedanken formulieren lässt, geht es weiter. Mit diesem Leitgedanken wird dann auch jedes einzelne weitere Gebot bzw. Handlungsfeld beleuchtet. Mit viel Kreativität und gerne auch Humor geht es bei allen „Geboten“ darum, einen ganz konkreten Bezug zu dem individuellen Projekt, Vorhaben, Unternehmung [gerne auch im Privatleben] zu suchen. Naturgemäß wird es dabei immer Schwerpunkte geben. Das Beleuchten aller „Gebote“, selbst wenn sich auf den ersten Blick kein unmittelbarer Bezug zum Projekt herstellen lässt, ist jedoch unbedingt erforderlich! Jede Assoziation und Idee zählen. Dazu bedarf es einer ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Inhalt des jeweiligen Handlungsfeldes durch Forschergeist, Kreativität, Experimentierfreude und Humor!

Vergleichbar mit einem Orchester geht es also nicht nur um das einzelne Instrument alleine, sondern um das Zusammenspiel! Dirigiert wird das Orchester von der Ethik und der Kultur. In den neuen Ideen und Initiativen zu den einzelnen Handlungsfeldern formt sich das „Konzert“. Das Sinnbild des Mobiles wird mit den konkreten Inhalten und Ideen zum Leben erweckt und kommt in Bewegung, tanzt und bewegt. Nach und nach wird deutlich, welche ungeahnte Synergie das Zusammensehen und Zusammenwirken der einzelnen Themen auslösen kann! Der fast unsichtbare Faden, der sie zusammenhält, ist die verbindende Linie, die über den eigenen Lebensraum in das Weltnetz eingespeist werden kann und mit ihnen in Resonanz geht.

Auf diese poetische Art und Weise wird auch dem Laien erfahrbar, dass Themen und Handlungsfelder genau wie in der Natur in einem inneren Zusammenhang stehen und gemeinsam einen viel größeren Wirkungsgrad erzielen, selbst dann, wenn naturgemäß einzelne Handlungsfelder Schwerpunkte bilden. Das ist Prozess und Labor zugleich. Dieser Forschungsauftrag ist für die unterschiedlichsten Zielgruppen geeignet und bedarf zu Beginn des Prozesses Durchhaltevermögen und professionelle Moderation in den IdeenLaboren.

Die zu Grunde liegende Methodik hat sich bereits in vielen Forschungsvorhaben bewährt. Die individuelle Entwicklung eines Mobiles Biosphärenreservat Bliesgau wird daher sicher zu den unterschiedlichsten neuen Erkenntnissen und Sichtweisen führen!

Experiment + Best Practice: 20 Modellbeispiele

Zur Umsetzung der Entwicklungsstrategie werden nach der vorgestellten Methodik zum Auftakt 20 IdeenLabore, in denen jeweils ein spezifisches Mobile Biosphärenreservat Bliesgau entsteht, aus unterschiedlichsten Bereichen oder Milieus realisiert. Dieser Prozess wird innerhalb eines Jahres umgesetzt und durch die Unterstützung erfahrener Moderatoren begleitet und dokumentiert. Die Ergebnisse werden öffentlichkeitswirksam vorgestellt und diskutiert.

Zum Auftakts-Experiment werden 4 Kommunen, 3 Unternehmen, 4 Schulen, 1 Kindergarten, 1 Krankenhaus, 3 Kultureinrichtungen, 4 Privathaushalte [variabel] ausgewählt.

Fazit

Transformation entsteht in der Wirklichkeit und durch den Mut, sich auf Ungewohntes jenseits der Komfortzonen und vor allem in einer spirituellen Dimension als die eigentliche Triebfeder und Urkraft einzulassen. Nur so kann sie den Zeitgeist unserer Gesellschaft und das Innerste jedes Einzelnen ansprechen. Durch die konsequente Etablierung der vorgestellten IdeenLabore wird nach und nach begreifbar, um was es bei dem Auftrag des UNESCO-Biosphärenreservates Bliesgau wirklich geht.

An jedem nachvollziehbaren Modellbeispiel kommt dieser Auftrag individuell und unverwechselbar zum Ausdruck. Die Ergebnisse werden zur Diskussion gestellt, um Impulse zum Weiterdenken auszulösen. Insbesondere Initiativen, welche die Handlungsfelder in einem IdeenLabor schwerpunktmäßig spirituell und künstlerisch aufbereiten (z.B. durch Meditation, Gebet, Rituale bzw. die bildende und darstellende Kunst, Musik etc.) können diesen Prozess intensiv beflügeln, vertiefen und verbreiten!

Nach und nach werden die unterschiedlichsten „Mobiles“ zum Impulsgeber einer neuen Bewegung für das „gute Leben“ im Sinne von nachhaltigen und ethisch tragfähigen Lebensformen, die Brücken innerhalb unserer Gesellschaft schlagen und die Menschen zum Aufbruch ermuntern. Ganz nebenbei entsteht durch diese Kampagne ein unverwechselbares Identifikationssignet. Der komplexe Auftrag des Biosphärenreservates Bliesgau „vergemeinschaftet“ sich ins alltägliche Leben der Menschen. Aus Wissen + Experimentieren entstehen neue Gewohnheiten eines bewussteren Handelns, das Beispiel und Modell für andere ist, sogar dann, wenn das Experiment vorerst einmal scheitert oder Bedenkenträger noch Zeit brauchen.

Am Ende kommt es nur darauf an, dass wir Leben und Lebensraum gestalten und wie wir es tun und ob wir eine Botschaft haben, die zum Erhalt dieses wunderbaren Planeten beiträgt.

Idee/Konzeption/Text
Peter Michael Lupp
Kulturreferent Regionalverband Saarbrücken
peter.lupp@rvsbr.de
0681 / 506-6060

© 2022

Literatur zum Beginn des Prozesses 2011:

Buchcover