Bliesgau – Botschaften einer Landschaft
Landschaft – neu denken
Das System [Biosphäre] Erde verfügt über eine faszinierende Lebensvielfalt, die sich in den unterschiedlichsten Lebensräumen auf diesem Planeten spiegelt.
Die diversen Lebensräume bilden das Ganze und die multiplen Dimensionen der individuellen Landschaften werden in erster Linie naturwissenschaftlich analysiert, um die kostbaren Lebensräume zukunftsfähig zu bewahren. Viel steht auf dem Spiel: Die Grundlagen von Leben auf dem Planeten, das Menschliche eingeschlossen. Wann wenden sich die Zeiten? Ein vielfach unbeachteter Aspekt ist es, der vielschichtigen Ordnung einer spezifischen Landschaft mit künstlerischen Methoden nachzuspüren, um ihre unverwechselbaren Essenzen mit allen Sinnen wahrnehmbar zu machen, denn sie wirken sich nachweislich auf das [Wohl]Befinden aller ansässigen Lebewesen aus.
Eine solche Bewusstseinserweiterung inspiriert regionale Identität und die Motivation, jenseits reiner Effizienz, nachhaltige Lebensformen im Alltag zu entwickeln. Dies trifft den Kern des Auftrages der UNESCO-BIOSPHÄREN (Lebensräume) RESERVATE (bewahren), zu denen auch der Bliesgau gehört.
Besondere Aspekte der Landschaft des Bliesgaus mittels der Sprache der Kunst zu destillieren, um sie als „Botschaften“ im Natur-
Peter Michael Lupp
Kulturreferent Regionalverband Saarbrücken
Bliesgaureflexionen
Bernd Janes, Dipl. Baubiologe/Ökologe, Dipl.-Ing. ArchitekturDer in vielen Nuancen cremefarbene Muschelkalk-Lehmboden bildet das grundlegende Element des Bliesgaus. Seit der Besiedlung dieser Region bestimmt er die vielfältige Natur und kulturelle Entwicklung der Menschen. Er ist eine dem Menschen im Grunde sehr nahe Materie. In dem Kunstobjekt Bliesgaureflexionen können wir den Zeitgeist entdecken – als Ressource, als Stilmittel, als Materie, die, einmal aufgebaut, uns auf Augenhöhe belichtet, damit wir erkennen – denn jedes Erkennen ist ein Wiedererkennen.
BLIESGAUHOCKER
Rudolf Schwarz, KunstSchäferBotschafter einer Region
Der Bliesgauhocker bietet naturgemäß einen Platz zum Sitzen an. Idealerweise an einem Ort der Wahl im Bliesgau inmitten einer Naturlandschaft, die von Menschenhand über Jahrtausende Gestalt angenommen hat. Die Wahrnehmung einer Landschaft ist für den Bliesgauhocker vorrangig, denn sie entmaterialisiert im übertragenen Sinne das Werk als Sitzmöbel. Aus dieser Perspektive sind Menschen eingeladen, Platz zu nehmen und an dem Kunstwerk und seinem Konzept zu partizipieren. Der Bliesgauhocker besteht aus sieben verschiedenen Holzarten, die von Streuobstwiesen oder FSC-zertifizierten Waldbäumen aus dem Bliesgau stammen. Die Stämme der Bäume werden aufgeschnitten und ohne jeglichen Energieaufwand bis auf eine Restfeuchtigkeit von ca. 15% luftgetrocknet. Die Fertigung erfolgt durch förderbedürftige junge Menschen im christlichen Jugenddorf Homburg-Schwarzenbach. Der Erwerb ist unabdingbar mit einer Forderung verbunden: Der Käufer muss unmittelbar vor dem Kauf (frei nach Josef Beuys, 7. Documenta 1982–1987) im Bliesgau einen Hochstammobstbaum pflanzen.
Um das Konzept des Bliesgauhockers mit Themen und Handlungsfeldern dieser Modellregion in Verbindung zu bringen, hat sich Rudolf Schwarz mit dem Sinnbild bzw. der Methodik des „Mobile – UNESCO Biosphärenreservat Bliesgau“ auseinandergesetzt.