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frühling – ver

Die verborgene Botschaft

Die Botschaft im Stein vergisst die Zeit, verliert sich auf den Wegen und bleibt...
Steine

Steine als symbolisches Zeichen an bestimmten Orten zu hinterlassen, wird seit Urzeiten in vielen Kulturkreisen als Ritual gepflegt. Die eigene Ankunft beziehungsweise das Verlassen eines bestimmten Ortes wird damit verewigt und bewusst oder unbewusst verbindet sich damit eine individuelle Botschaft, die im Verborgenen wirken soll.

Dieses Phänomen, das auch am Jakobsweg in Galizien eine große Tradition hat, war Thema der Frühlingsveranstaltung 2006 und sollte sich über den gesamten Jahresverlauf des Kalenderjahres 2006 erstrecken...

Steine Steine

Das Bodenbild

Bereits im April 2006 wurden behinderte Menschen, die im Arbeitsbereich der Lebenshilfe auf dem Wintringer Hof eingebunden sind und den Prozess der Instandsetzung der „Kapelle“ aufmerksam begleitet haben, mit diesem Ritual und seinem Hintergrund vor Ort bekannt gemacht. Auch die BetreuerInnen und MitarbeiterInnen des Wintringer Hofes waren eingeladen. Gemeinsam entstand die Idee mit ausgesuchten Steinen ein Bild auf den Fußboden der „Kapelle“ zu hinterlegen: Das Bodenbild.

Am Vortag der Veranstaltung begannen alle Beteiligten damit, ihre individuell gesammelten Steine in einem umrahmten Segment auf dem Boden der Wintringer Kapelle zu hinterlegen. Mit Bedacht suchte nacheinander jeder einen Platz für seinen Stein.

Bodenbild mit Steinen

Am 1. Mai 2006 waren die BesucherInnen zur Frühlingsveranstaltung ganztägig eingeladen, sich zu beteiligen und ihre Botschaft durch einen mitgebrachten Stein in der bereits begonnen Bodeninstallation zu integrieren. Im Verlauf des Tages füllte sich das Bodenbild durch mitgebrachte Steine von Besuchern aller Altersgruppen. Der Prozess wurde durch „Klangbildern“ von Astrid Naegele (Solo-Violoncello) begleitet.

Als Fundreservoir dient mitunter das reichhaltige Steinvorkommen auf den Feldern der Oberen Saar, durch deren Landschaft sich eine Route des Jakobsweges vorbei an der Wintringer Kapelle in Richtung Santiago de Compostela schlängelt. Insgesamt ging es um die Sichtbarmachung einer Struktur auf dem Steinboden der Wintringer Kapelle durch die gestaltende Kraft jedes Einzelnen, der mit seinem Steinzeichen eine Botschaft zurücklässt und damit dem Ort etwas Persönliches hinzufügt. Dies ist auch seit der Entstehung dieses mittelalterlichen Bauwerkes immer wieder in den unterschiedlichsten Zeitschichten mit verschiedenen Ausdrucksmitteln passiert.

Das Wegezeichen

Am darauffolgenden Morgen wurden alle hinterlegten Steine neben der Einfahrt des Wintringer Hofes aufgeschichtet.

Wegezeichen aus Steinen

Der Wintringer Hof hat hier mittlerweile einen Holzmast mit einem handgefertigten Eisenkreuz des Kunstschlossers Wolfgang Raber aufgestellt. Viele Menschen, die den Hof und die „Kapelle“ besuchen oder vorbei wandern, fügen inzwischen ihre Steine hinzu.