In der Schwebe

Hermann Bigelmayr Weizenfeld

... Doch jeder einzelne Hauch bewirkt Bewegung in die Kunst, die Fülle der Schöpfung auch überlebensfähig zu machen ...

In der Schwebe
Unter dem Titel „In der Schwebe“ nutzt Hermann Bigelmayr zum Abschluss seines Werkes noch einmal die Natur als Inspirationsquelle. Schauplatz ist ein spätsommerlicher Weizenacker am frühen Morgen. Am seidenen Faden einer Spinne, schwebt ein abgebrochenes Blatt eines zu hoch gewachsenen Weizenhalmes und bewegt sich scheinbar schwerelos im Wind…

Seit Herbst 2013 lässt sich am KulturOrt Wintringer Kapelle ein Zitat jenes äußerst filigranen Weizenblattes beobachten. „An einem seidenen Faden“ schwebt das Blatt unter dem bereits 2011 von Hermann Bigelmayer geschaffenen Weizenhalm. Daran hat der Künstler bereits seit 2012 in seinem Münchner Atelier mit Bedacht gearbeitet. Bigelmayr schälte dabei sprichwörtlich ein zunehmendes Gefühl der Bedrängnis aus einem mächtigen Ahornstamm: Trotz einem mittlerweile weitverbreiteten Wissen über Lösungsmöglichkeiten, der von uns Menschen selbst verursachten Bedrohungen unseres Planeten, tut man sich beim Handeln schwer. Es bleibt überwiegend bei Symptombehandlungen und politischen Lippenbekenntnissen.

Hermann Bigelmayer

Vollendung im Detail

In dem nunmehr vollendeten dreiteiligen Werk des Bildhauers lässt er in seinem Bild sprichwörtlich den Klimawandel, die ständige Verringerung der biologischen Vielfalt, die weltweite Ausbeutung von Menschen, Tieren und Nutzböden, die Waffenaufrüstungen vieler Länder und der damit einher ziehende Verfall von ethischen und kulturellen Werten, aber auch die sprunghaft zunehmenden Weltbevölkerung, wie ein Damoklesschwert über der Zukunft unseres Erdenkreises schweben.

In der Schwebe
Fast unmerklich bewegt sich das Blatt im ehemaligen Gewölbe. Wer in der Stille verweilt versteht die Metapher, kann die Fragen erspüren. Unausweichlich richtet sich die Spitze des Blattes schließlich auch unmittelbar an seine Betrachter, fast so als wolle sie zum Ausdruck bringen: es kommt auf jeden Einzelnen an. Wenn wir nicht ins Handeln kommen, kappt die Menschheit die seiden Fäden im Netz der Grundlagen der Fülle des Lebens und zerstört sich damit zwangsläufig selbst. Doch jeder einzelne Hauch bewirkt Bewegung in die Kunst, die Fülle der Schöpfung auch überlebensfähig zu machen...
In der Schwebe Hermann Bigelmayer